Nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität in den Dolomiten: Busnetz soll erweitert werden - Kritik aus der Handelskammer
Die Landesregierung führt ihren Kurs fort und plant schon den nächsten Schritt, Südtirol in Sachen nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität aufzuwerten, dieses Mal betrifft es die Dolomiten. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, den 16. Juli, in Plan de Gralba haben Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider, der Trientner Tourismuslandesrat Roberto Failoni, der Bürgermeister von Livinallongo Leandro Grones, der Vizebürgermeister von Wolkenstein Ivo Insam einen Plan vorgestellt. Damit soll das Verkehrsaufkommen in den Dolomiten unter Kontrolle gebracht und die Region mit nachhaltigen, öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglicher gemacht werden.
Busnetz im Gebiet ausweiten
Dabei will man besonders das Busnetz ausbauen und damit die Erreichbarkeit der zahlreichen Seilbahnen im Gebiet durch die öffentlichen Verkehrsmittel garantieren. Im Fokus stehen sechs Seilbahnsysteme: die Talstationen der Seilbahnen von Col Raiser, Danterciepies und Ciampinoi in Gröden und die Talstationen der Seilbahnen Colfosco, Boè und Arlara im Gadertal.
“Damit verbinden wir nicht nur zwei nachhaltige Mobilitätsmittel, sondern geben dem Gast die Möglichkeit, das eigene Auto in der Garage zu lassen”, sagt Alfreider im Zuge der Pressekonferenz, „im Jahr 2020 werden aufgrund der Ausnahmesituation erste Schritte der Verkehrsberuhigung und -verlagerung gesetzt. Basis für alle Entscheidungen und Maßnahmen ist ein Monitoring mit Zahlen, Daten und Fakten sowie Expertisen von Fachleuten.”
24 Kameras für Verkehrsmonitoring
Zur Umsetzung dieser umfangreichen Datenerhebung sind seit Herbst 2019 und Jänner 2020 24 Verkehrskameras rund um den Sellastock aktiv. Dabei sollen vor allem Informationen zur Art des Verkehrs, die Dauer der Aufenthalte und zu Ziel-, Durchgangs- und Quellverkehr gesammelt werden. Anhand dessen soll schließlich ein Konzept entstehen, um die Täler auch ohne Auto zugänglicher zu gestalten und sowohl Natur als auch die dort ansässige Bevölkerung zu entlasten.
Denn bei Umfragen bei der Bevölkerung hat sich eine zunehmende Unzufriedenheit ob der zahlreichen Autos und Motorräder herauskristallisiert. Während dabei durchaus auch der Blick auf die Meinung bezüglich der Umweltbelastung geworfen wurde, kritisieren die Anrainer besonders die Lärmbelästigung, die durch das breite Verkehrsaufkommen entsteht. Dass ein verbesserter Zugang mit öffentlichen Verkehrsmitteln viele Autofahrer dazu bewegen könnte, das eigene Fahrzeug in der Garage stehen zu lassen, ist zwar ein ambitionierter Ansatz, jedoch als Gedanke nachvollziehbar. Schwieriger wird es wohl bei den Motorrädern, handelt es sich bei diesen weniger um ein Transportmittel als Mittel zum Zweck, sondern um ein Hobby, das wohl nur schwerlich durch Busfahren ersetzt werden könnte.
Nachhaltigere Mobilität und bessere Raumaufteilung
Mit dieser Strategie knüpfen Alfreider und seine Kollegen nahtlos an die Pläne der Landesregierung an, die Landeshauptmann Arno Kompatscher erst im Mai bei einem Gespräch mit Reinhold Messner diskutiert hatte. Dabei ging es um einen kontrollierten Tourismus durch nachhaltigere Mobilität und eine bessere Raumaufteilung der Touristen.
“Die touristische Dienstleistung der Dolomitentäler muss die kontinuierliche Verbesserung des Angebotes im Visier haben, um es den Gästen zu ermöglichen, die Schönheiten der Natur und die einzigartige Landschaft in Freiheit zu genießen. Und um die Mobilität zu erleichtern, damit die interessantesten Ecken unseres gesamten Berggebietes für alle zugänglich sind. Der geeignetste Weg, um dies zu erreichen, ist sicherlich die Integration des Transportes auf der Straße mit jenem der Seilbahnen. So entsteht Kontinuität in der Beförderung zu den einzelnen Zielorten , in einem Kontext erhöhter Nachhaltigkeit. Die Aufgabe der Seilbahnen ist es, die Menschen in die Berge zu begleiten, damit sie Wanderwege nutzen, in Schutzhütten einkehren und die Dolomitentäler von oben bewundern können”, erörtert Sandro Lazzari, Präsident von Dolomiti Superski.
Kritik aus der Handelskammer
Und auch ein anderes Verkehrsmittel, das mittlerweile sehr oft mit dem Landesrat in Verbindung gebracht wird und mittlerweile wohl eine Herzensangelegenheit für Alfreider geworden ist, wurde in die Pläne mit aufgenommen: das Fahrrad. Die Abteilungen Tiefbau und Straßendienst des Landes haben eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, um den Bau eigener Radrouten durch das Dolomitengebiet zu erörtern.
Doch es macht sich auch Kritik gegen die Ideen der Landesregierung breit. Kurz nach der Pressekonferenz hat die Handelskammer Bozen eine Pressemitteilung ausgesendet. Die Entscheidungsträger der Handelskammern von Bozen und Trient sind der Meinung, dass für das Verkehrsaufkommen auf den Dolomitenpässen eine Lösung gefunden werden muss. Die Prioritäten zurzeit sollten jedoch auf anderen Themen liegen. Demnach müsse man derzeit den Fokus eher auf die Erholung des Tourismus legen und den Gastbetrieben unter die Arme greifen. Verkehrsbeschränkungen wären momentan nicht zielführend und würden die Betriebe weiter in Bedrängnis bringen, so die Präsidenten der Handelskammern Bozen und Trient, Michl Ebner und Giovanni Bort.